Auf der Suche nach den must-see-places in Malawi bin ich immer wieder auf die Mushroom Farm gestoßen. Was hat es mit der Mushroom Farm auf sich, dass alle so begeistert davon sprechen? Hier erfährst du was dich auf der Mushroom Farm erwartet, wie du dorthin kommst und wie es mir dort gefallen hat.

Allein die Fahrt dorthin ist ein kleines Abenteuer. Nachdem ich bereits um 8.30 Uhr die Grenze von Tansania nach Malawi überquert hatte, ging es erstmal mit einem shared Taxi nach Karonga (1 Stunde; 1.500 MWK = 1,75 Euro). Hier hatte ich die Möglichkeit zu frühstücken und mich mit Essen sowie einer Sim-Karte einzudecken. Im Zentrum befindet sich die „Bushaltestelle“. Ich hatte das Glück sofort einen vollen Minibus in Richtung Mzuzu zu erwischen. Bereits am späten Vormittag war es sehr heiß und später stellte sich heraus, dass ich allein durch das Minibusfahren einen Sonnenbrand hatte – nach einem Monat in Tansania! Eingequetscht zwischen gefühlt tausend Reisenden und Hühnern ging die Fahrt los. Manchmal ist der Conductor (sammelt das Geld ein und wirbt Gäste an) über ein Fenster reingeklettert, da sonst die Türe nicht zugegangen wäre. Auch wenn es von Karonga zur Livingstonia / Chitimba Kreuzung nur etwa 90 km sind, so hat sich die Fahrt ewig hingezogen. Unzählige Polizeikontrollen. Alle einmal aussteigen, ein paar Meter laufen, weiter fahren, Leute ein- und aussteigen lassen, Essen oder Hühner kaufen, Toilettenstopp… Ich hatte das Glück, dass ich mich irgendwann nach vorne zum Fahrer setzen durfte. So lernte ich Queen kennen, die mich bis zur Mushroom Farm begleitete.

Deine Reiselust | Die ersten Eindrücke in Malawi

Nach fast 3 Stunden waren wir endlich bei der Livingstonia / Chitimba Kreuzung (2.500 MWK = 2,91 Euro)! Zusammen mit Queen und ihren Studienkollegen wartete ich auf einen Pick-up. Bereits nach einer halben Stunde kam ein Pick-up. Da der Motor zu qualmen anfing, mussten wir auf die nächste Mitfahrgelegenheit warten. Immer mehr Menschen warteten, vor allem viele Studenten mit Reissäcken, Fischen und anderem Gepäck waren dort, da sie die Ferien zu Hause verbracht hatten und am nächsten Tag die Uni wieder anfangen sollte.

Deine Reiselust | An der Livingstonia / Chitimba Kreuzung
Deine Reiselust | An der Livingstonia / Chitimba Kreuzung
Deine Reiselust | Die Studierenden warten auf eine Mitfahrgelegenheit

Als nach über 2 Stunden endlich ein Pick-up kam, erkämpften Queen und ich uns einen Platz! Da klar war, dass nicht alle Wartenden mitfahren können, mussten wir schnell sein. Keiner wusste, wann der nächste Pick-up kommen wird.

Deine Reiselust | Der Pick-up wird für die Fahrt vorbereitet

Die 10 km zur Mushroom Farm hatten es echt in sich! Ich war selten so froh wo angekommen zu sein! Es ruckelte, wir hielten uns gegenseitig fest, damit wir nicht rausfallen und hin und wieder mussten wir aussteigen, da der Pick-up sonst den Berg nicht hochfahren konnte. Noch Tage später spürte ich die Fahrt! Aber die Landschaft war echt ein Traum – nur konnte ich sie nicht so sehr genießen.

Bei der Mushroom Farm war ich der einzige Fahrgast, der ausstieg. Die anderen Fahrgäste waren auf dem Weg nach Livingstonia und hatten somit erst die Hälfte ihrer Strecke zurück gelegt.

Ein Schild zeigte den Weg zur Mushroom Farm. Es ging immer tiefer in den Wald und bald waren die ersten Hütten bzw. Zelte zu sehen.

Was ist das besondere an der Mushroom Farm?

Allein der Ausblick ist ein Traum! Der Malawisee. Die Berge. Die Weite. Die Ruhe. Auf der Mushroom Farm herrscht ein anderes Tempo. Der Ort strahlt Frieden und Harmonie aus.

Deine Reiselust | Ausblick auf den Malawisee

Die Mushroom Farm zeichnet sich auch durch ihre Umweltfreundlichkeit aus: Das Wasser kommt aus einer Quelle und die Stromversorgung erfolgt über Solarenergie. Eine weitere Besonderheit ist die kompostierbare Toilette. Im armen Malawi hat die Mushroom Farm nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern engagiert sich auch für Projekte in Livingstonia.

Deine Reiselust | Kompostierbare Toilette
Deine Reiselust | Kompostierbare Toilette
Dusche mit Hebeln für kaltes bzw. warmes Wasser
Deine Reiselust | Mein Bett
Deine Reiselust | Frühstück

Den Gästen werden verschiedene Aktivitäten wie wandern oder eine Stadtführung in Livingstonia angeboten. Ansonsten kann man die Zeit zur Besinnung und den persönlichen Austausch nutzen. Denn für´s Surfen im Internet gehört eine Portion Glück dazu. Abgesehen davon, dass es kein Wifi gibt, ist der Empfang sehr eingeschränkt. Selbst als ich nur eine SMS verschicken wollte, wurde diese erst am nächsten Tag übertragen. Du kannst zwar dein Handy benutzen, aber du kannst es nur zwischen 9 – 17 Uhr laden.

Die Mushroom Farm – ein Paradies auf Erden!

Deine Reiselust | Mushroom Farm

War die Mushroom Farm auch mein Paradies?

Ich war insgesamt eine Woche in Malawi. Ich bin dort aber nie wirklich angekommen. Sei es, weil ich mit meinen Emotionen und Erinnerungen noch in Tansania war. Sei es, weil ich weder den Aufenthalt in Tansania verarbeitet hatte, noch mich auf das neue Land Malawi vorbereitet hatte. Ich wusste nichts über Malawi. Als ich ging wusste ich kaum mehr. Vielleicht lag es auch daran, dass ich zuvor einen Monat lang jeden Tag mit Menschen, die schnell zu Freunden wurden, unterwegs war. Ich war den ganzen Tag umgeben mit Menschen und hatte kaum Zeit für mich. Und dann in Malawi diese Ruhe. Natürlich waren viele freundliche Menschen auf der Farm, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin. Aber ich war nicht bereit mich auf diese neuen Menschen einzulassen. Ich wollte den Kontakt zu meinen Freunden pflegen, was aber ein paar Tage nicht ging. Eigentlich ist das ja kein Weltuntergang. Aber manchmal weiß man selbst nicht so genau, wieso man genau so auf eine Situation reagiert und nicht anders.

Hat es mir auf der Mushroom Farm nicht gefallen?

So würde ich das nicht sagen. Vor allem jetzt, Monate später, kann ich es mit mehr Distanz betrachten. Heute würde ich sagen: Geh zur Mushroom Farm! Erlebe diese unglaubliche Atmosphäre, genieße die Natur, die Stille. Vor allem wenn du gerne wanderst, dann ist die Mushroom Farm das reinste Paradies für dich! Für mich war sie es nicht, als ich dort war. Das lag aber an mir. An meinen Gefühlen. Ich wusste was mich erwarten wird, und doch habe ich es ganz anders erlebt als gedacht.

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Reisezeitraum: April 2018